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Projektion des 1. Artikels der Menschenrechte auf die Mauer am Schorndorfer Torhaus
(Daniel Ricci, Jörg Edelmann, Anja Niemyt, Andrea Thomitzni)

Das Dasein der im Jahre 1948 ins Leben gerufenen Menschenrechte ist ein Notwendiges, dessen Begründung sich sowohl aus gegenwärtigen, als auch vergangenen und zukünftigen Ereignissen ergibt.
Trotz dieser Notwendigkeit, ist das Bestehen der Menschenrechte in der derzeitigen Realität nicht gegeben, weil es in der Natur des Menschen liegt, der totalen Einhaltung der Menschenrechte zu  widerstreben (MR bestehen nur als Ganzes, die teilweise Einhaltung gleicht einem Verstoß des Gesamten). Ihre vollständige Einhaltung bleibt eine Utopie, woraus sich die ideelle Gestalt der Menschenrechte ergibt. Dennoch muss diese ideelle Gestalt der Menschenrechte, bedingt durch ihre Notwendigkeit, angestrebt werden.
Die Installation am Schorndorfer Torhaus in Ludwigsburg, welche aufgrund der Feierlichkeiten zum sechzigsten Jahrestag der Menschenrechte konzipiert wurde, versucht den fragilen Charakter der Menschenrechte zu visualisieren, aber auch deren Einhaltung zu fordern. Nur durch Aktion der Menschen, kann dies erfolgen.
Ein Text wird an eine über zweihundert Jahre alte Mauer projiziert. Es ist von Bedeutung, dass die Mauer zur Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen gehört, also zu einer Institution, die sich insbesondere mit den Verbrechen an den Menschenrechten beschäftigt. Die Buchstaben bestehen aus Licht und sind von Schatten umgeben. Die Struktur dieser Mauer verleiht den Buchstaben des Textes einen ephemeren Charakter. Bei dem Text handelt es sich um den wohl am sorgfältigsten konzipierten Artikel der Menschheit, dem ersten Artikel der Menschrechte von 1948:
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Dieser Artikel fasst die Essenz der folgenden neunundzwanzig Artikel der Menschenrechte zusammen.
Menschenrechte sind eine (abstrakte) Vereinbarung zwischen Menschen. Sie gelten gleichermaßen für alle Menschen und sind dennoch nicht unmittelbar präsent. Denn die Präsenz von Menschenrechten steht in Verbindung mit der Anwesenheit von Menschen. Nur wo Menschen anwesend sind, können Menschenrechte gegenwärtig/sichtbar sein. Deshalb wird der Artikel nicht an die Mauer geschrieben, sondern wird nur dann sichtbar, wenn ein Mensch anwesend ist (den Platz vor dem Schorndorfer Torhaus betritt und sich dort bewegt). Es wird dann durch einen Bewegungsmelder die Projektionsfläche geöffnet. Der Artikel steht leuchtend an der porösen Mauer, wird (visuell) erfahrbar, jedoch nicht greifbar. Man kann – symbolisch gedacht - ihn aus der Distanz betrachten, näher herantreten, sich in den Text hineinstellen, ja sogar versuchen ihn zu verdecken. Je nach Tagesbeleuchtung verändert sich die Helligkeit des Textes. Und nach einer Weile verschwindet er wieder. Der Text als solcher, als Idee, bleibt zwar vorhanden, aber er ist nicht immer sichtbar. Erst die erneute Bewegung wird ihn wieder sichtbar machen.

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